Nicolaus-Bruhns-Chor Husum musizierte mit Mitgliedern des Concertino SH
Sehr gut besucht war am frühen Sonntagabend, 23. Februar die Kirche St. Christian in Garding anlässlich des Konzertes des Nicolaus-Bruhns-Chores und Mitgliedern des Concertino Schleswig-Holstein. Die Ausführenden waren Thomas Rink (Blockflöte in f‘ und Barockfagott), Thomas Petersen-Anraad (Barockvioloncello, Bass-Viola da Gamba), Susanne Horn (Diskant-Viola da Gamba, Violone) und Jürgen Henschen (Continuo-Orgel). Der Nicolaus-Bruhns-Chor trat auf mit Marieke Heimburger, Dr. Antje Petersen und Melanie Queitsch (Sopran), Angelika Henschen, Annette Kunath und Heike Lorenzen (Alt), Dr. Matthias Fischer, Christoph Preuß und Dietmar Steenbuck (Tenor) und Martin Hackbarth, Heinz-Ulrich Meyer-Petersen und Michael Schwarz (Bass). Die Leitung hatte der 21 Jahre junge talentierte Kirchenmusikstudierende Malte Wienhues. Er hat den freien Chor 2018 gegründet.
Gefördert wurden die beiden Konzertaufführungen in Hattstedt am Vortag und jetzt in Garding vom Spendenparlament Schleswig-Holstein e.V. Gemäß Satzung erfüllt dieser Verein den Zweck, gemeinnützige Projekte und Initiativen, die für das kulturelle und gesellschaftliche Leben im nördlichsten Bundesland von großem Wert sind und ohne Spendengelder nicht verwirklicht werden können, zu fördern. Dafür dankte der zweite Vorsitzende Michael Schwarz ausdrücklich bei seiner Einführung in den Konzertabend. Besonders aber freute er sich über die große Anzahl von Gästen. Diese schienen zu ahnen, was für ein Musikerlebnis sie erwartete.
Das machte Malte Wienhues mit seinem Spiel auf der weit über Eiderstedt hinaus einmaligen Gardinger Orgel schon bewusst. Mit dem Großen Praeludium in e-Moll des aus Schwabstedt stammenden Husumer Komponisten Nicolaus Bruhns und damit Namensgeber für den Chor nahm er das Publikum gleich mit in eine beeindruckende Abendmusik. Das Innere der Gardinger Kirche mit seinen Säulen im Kirchenschiff gab seinen Teil dazu und verlieh dem Abend einen so noch nicht gekannten Reiz. Der schien dann auch auf die Musiker „überzuspringen“.
Motetten der Bach-Schule und Instrumentalwerke ließen zuhören und beeindruckten. „Was für ein Instrument ist doch die Blockflöte, wenn sie so virtuos gespielt wird“ musste man unwillkürlich denken, als die Sonata in g-Moll für Blockflöte, Viola da Gamba und Basso continuo erklang. Ihr Komponist Pierre Prowo (1697-1757) ist weitgehend unbekannt und war Zeitgenosse Bachs und Kirchenmusiker in der reformierten Kirche Altona. Unweigerlicher Höhepunkt war zum Schluss die Motette von Johann Christoph Friedrich Bach (1732-1795) „Ich lieg und schlafe ganz mit Frieden“. Wunderbar, dass der Nicolaus-Bruhns-Chor das kulturelle Leben um Husum und auf Eiderstedt erweitert, damit so bereichert und auch die Mitglieder des Concertino Schleswig-Holstein begeistert. Wie sagte doch Thomas Rink: „Wann wird in einem Konzert schon mal Gottfried August Homilius aufgeführt?“ Von ihm wurde die Motette „Unser Vater in dem Himmel“ dargeboten.
aus: Jahrbuch St. Peter-Ording, 15. März 2020 (Hans Jörg Rickert)
Nordfrieslands neuer Kammerchor
Gekonnt gleiten die Finger über die 88 Tasten des Flügels, den Malte Wienhues in seinem Wohnzimmer stehen hat. Musik ist sein Leben, das heißt klassische Musik.
Auch deshalb hat er im April 2018 in Nordfriesland einen neuen Projekt-Kammerchor gegründet – und dabei den bedeutenden Husumer Barock-Komponisten Nicolaus Bruhns auf den Schild gehoben. Zwei Premieren-Konzerte des Projektchors stehen in dieser Woche auf dem Programm. Chorleiter Malte Wienhues ist Schüler von Kreiskantor Christian Hoffmann und gerade einmal 20 Jahre alt. Einigen ist der angehende Kirchenmusikstudent auch als aktiver Musiker der Husumer Theodor-Storm-Schule (TSS) bekannt – über das Abitur hinaus.
Der neue 15-köpfige Nicolaus-Bruhns-Chor tritt am Sonnabend, 26. Januar, 17 Uhr, in der St.-Lamberti-Kirche in Mildstedt und am 27. Januar, 18 Uhr, in der St.Laurentius-Kirche in Tönning auf. Die Zuhörer hören Werke von Bach, Durante, Haydn, Buxtehude – und natürlich von Bruhns.
Ungewöhnlich ist auch die Verteilung der Sangespassagen: „Die umfangreichen Soli werden von Chorsängern übernommen.“ Dafür nimmt Wienhues gern auch Sonderproben in Kauf. Schon während seiner Schulzeit auf der TSS fiel dem damaligen Leiter des Musikzweiges, Jens Wielert, seine musikalische Ader auf, und förderte ihn kräftig. „Neben sämtlichen Klavierbegleitungen, die ich spielen durfte, habe ich auch erste Erfahrungen im Chorleiten machen dürfen“, erzählt der Husumer Musiker.
Inzwischen leitet er verschiedene Chöre und Projekte für Jung und Alt, unter anderem auch an seinem ehemaligen Gymnasium. Doch sein Werdegang war mit einigen Stolpersteinen bepflastert. So versuchte er sich mit sechs Jahren an der Geige. „Als Vorbild hatte ich meine Schwester, die bis dahin schon einige Jahre Geige gespielt hatte.“ Nach seinem Abitur 2016 verschlug es ihn zunächst einmal nach Kiel, wo er mehrere Semester Meteorologie studierte. Doch schnell sah er, dass dies nicht sein Weg ist. „Die Musik klopfte bei mir immer wieder an und verlangte unbedingte Aufmerksamkeit.“ Und so widmete sich wieder seiner eigentlichen Leidenschaft.
Derzeit genießt Wienhues eine musikalische Ausbildung unter Christian Hoffmann aus Tönning, Kreiskantor des südlichen Nordfrieslands. Zur Ausbildung gehört auch die Chorleitung und das Dirigieren. „Es ist spannend, wie vielfältig und umfassend der Aufgabenbereich der Kirchenmusik ist.“ Inzwischen ist der Husumer Jungmusiker sehr gefragt, und das nicht nur in Nordfriesland. So hatte er an Heiligabend im vergangenen Jahr Anfragen zu zwölf Gottesdiensten, wo er die Orgel spielen sollte. Am Ende sagte er vier Gottesdienste zu. Auch im Frankfurter Raum hatte er im vergangenen Sommer Konzerte gegeben, verbunden mit dem Gedanken, mit den Einnahmen Instrumente und Noten für seine Chor anzuschaffen. Die Chormitglieder kommen aus dem gesamten Kreisgebiet. „Mit einer derartigen Resonanz hatte ich nicht gerechnet“, sagt der 20-Jährige.
Dass es in der Kreisstadt bereits zwei Chöre gibt, den Theodor-Storm-Chor und die Husumer Stadtkantorei, ist für ihn kein Problem. „Es sind hervorragende Chöre, die ich nicht missen möchte.“ Doch es gebe einen großen Unterschied zu seinem Nicolaus-Bruhns-Chor. „Bei dem von mir gegründeten Nicolaus-Bruhns-Chor handelt es sich um einen Kammerchor.“
Direkt nach den beiden Konzerten will sich Wienhues in Lübeck bewerben. Dort möchte er ab dem Sommersemester Kirchenmusik studieren. „Die bisherigen Konzerterfahrungen werden mir dabei sicherlich hilfreich sein.“ Im gleichen Atemzug versichert er jedoch, dass er seiner Geburtsstadt verbunden bleiben wird. Unter anderem denkt er auch an weitere Konzerte mit seinem Kammerchor in der zweiten Jahreshälfte. Dabei ist er voller Tatendrang: „Es gibt so viel, was ich in und um Husum und über die Grenzen hinaus gerne machen würde!“
aus: Husumer Nachrichten, 23. Januar 2019 (Herbert Müllerchen)
Chor der Woche
Der Nicolaus-Bruhns-Chor war am 9. Juli 2019 Chor der Woche bei Deutschlandfunk Kultur.